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Instruktor, eine aufzuwertende Funktion

30.08.2019 | Kommunikation BABS

Wir sind im Eidgenössischen Ausbildungszentrum Schwarzenburg, an ruhiger Lage ausserhalb des Dorfes Schwarzenburg (BE). Hier bildet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) unter anderem die künftigen Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren aus. Hier hat auch Thierry Tschanz als Leiter der Zivilschutzinstruktorenschule die neue Ausbildung entwickelt, die zu einer eidgenössischen Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis führt. Der erste Ausbildungsgang hat im August 2018 begonnen, und die ersten Fachausweise werden im Juni 2020 übergeben.

Interview: Elisabeth Haas

 

Wie ist es zu diesem neuen Lehrgang für Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren mit eidgenössischem Fachausweis gekommen?

Thierry Tschanz: Der Anstoss war politisch. Im Jahr 2013 hat Nationalrat Walter Müller als Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission eine Interpellation eingereicht. Er forderte eine grössere Anerkennung und Sichtbarkeit der Instruktorenausbildung. Ziel war es, die Instruktorinnen und Instruktoren besser auszubilden, um ihre Rolle zu stärken, und zwar auch im Hinblick auf eine bessere Positionierung des Zivilschutzes innerhalb des Bevölkerungsschutzes.

Es dauerte also fünf Jahre, bis die Schule 2018 gestartet werden konnte …

In Wirklichkeit etwas weniger. Im Jahr 2013 strebte mein Vorgänger eine höhere Fachschule an. Die Umsetzung und Organisation erwiesen sich jedoch als schwierig. 2015 haben wir dann begonnen, auf eine eidgenössische Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis hinzuarbeiten.

Die Organisation und der Bedarf des Zivilschutzes hängen von den Kantonen ab: Wie wird eine eidgenössische Ausbildung aufgebaut?

Die Bedürfnisse werden mit den Vertretern der Kantone festgelegt. Auf mehreren Ebenen entstehen Arbeitsgruppen. Die Inhalte und Ziele der Ausbildung werden mit den erfahrensten Instruktoren der Kantone festgelegt und von den Leitern der kantonalen Zivilschutzämter bestätigt.

Wird die frühere Ausbildung durch die neue ergänzt oder ersetzt?

Sie wird ersetzt. Früher wurde eine anderthalbjährige Schulung angeboten, die etwa 120 Tagen entsprach und in der eidgenössischen Anerkennung mündete. Die neue Ausbildung erfolgt über zwei Jahre, was 197 bis 202 Tagen entspricht, je nach gewählter Kombination. Etwas mehr als die Hälfte der neuen Ausbildung basiert auf der alten Schule. Die Bedürfnisse haben sich nicht grundlegend geändert, der Zivilschutz dient weiterhin dem Schutz der Bevölkerung.

Was ist neu?

Die Herausforderung bestand darin, eine duale Berufsausbildung einzurichten, bei der sich die Kantone und unsere Schule die Verantwortung teilen. Dies erfordert eine Koordination zwischen beiden Partnern. Eine solche Zusammenarbeit in der Ausbildung gab es zuvor nicht. Die künftigen Instruktorinnen und Instruktoren müssen in den kantonalen Ausbildungszentren gezielt Kurse absolvieren, um die technischen Grundlagen zu erwerben. Dann vertiefen sie hier in Schwarzenburg ihr Wissen. Wie in einer Berufsschule versuchen wir in Schwarzenburg, das Wissen in die Praxis zu übertragen. Die künftigen Instruktorinnen und Instruktoren wenden diese Praxis dann als Klassenleiterinnen und -leiter in den Kantonen an.

War diese duale Ausbildung schwierig umzusetzen?

Ja, wir übernehmen eine neue Rolle. Es handelt sich um einen strukturellen Wandel, einen Paradigmenwechsel. Vorher haben wir entschieden, ob die Ausbildung erfolgreich war oder nicht. Heute geben wir eine Beurteilung ab, aber der Entscheid wird im Einvernehmen mit den Kantonen getroffen.

Was sind die Zulassungsbedingungen für die Anwärterinnen und die Anwärter?

Da es sich um eine Ausbildung auf der Tertiärstufe handelt, braucht es mindestens ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis oder eine Matura. Und man muss auch schon Anwärterin oder Anwärter in einer Region oder einem Kanton sein.

Wie sieht das Profil der Lernenden aus?

Die meisten haben einen handwerklichen Beruf erlernt. Einige haben studiert und befinden sich im Prozess der beruflichen Umorientierung. Auch ehemalige Instruktoren der Armee sind dabei.

Wie viele Kandidaten haben Sie in diesem ersten Ausbildungsgang?

Derzeit haben wir 40 Teilnehmende in allen Sprachen. Basierend auf den Vorjahren haben wir mit zwei deutschsprachigen Klassen und einer französisch-/italienischsprachigen Klasse gerechnet, d. h. mit etwa zehn Teilnehmenden pro Klasse. Die Anzahl ist nun ein wenig grösser.

Die Schule soll sich noch weiterentwickeln?

Ja, natürlich. Der aktuelle Lehrgang ist ein Pilotprojekt. Wir werden die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen und Verbesserungen vornehmen. Aber ich habe noch nicht genügend Erkenntnisse, um zu sagen, in welche Richtung sie sich entwickeln wird.

Werden langfristig alle Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren einen eidgenössischen Fachausweis haben?

Das hoffe ich doch! Zuerst müssen sie aber die Prüfung bestehen.

Diese neue Ausbildung ist also anspruchsvoller ...

Ja, sie ist schwieriger. Dies ist eine politische Forderung. Die Ausbildung dauert auch länger: Sie verlangt Motivation und Ausdauer über mehr als 24 Monate. Und die Bundesprüfungen – auf Bachelorniveau – beinhalten schriftliche Arbeiten, die es zu verteidigen gilt. Dies bedeutet eine deutliche Steigerung bei den kognitiven Fähigkeiten.

Besteht die Gefahr, dass die Ausbildung zu anspruchsvoll oder zu theoretisch wird und sich von den Anforderungen auf dem Feld entfernt?

Die Anforderungen dieser Ausbildung müssen noch bemessen werden. Es liegt an den Kantonen, die Teilnehmenden zu begleiten. Wir orientieren die Ausbildung immer an der Praxis. Es ist unsere Aufgabe, die Inhalte allgemein verständlich zu machen, um die Praxis in den Kursen zu erhalten. Und wir müssen uns unserem Publikum anpassen. Aber die Gesellschaft fordert anerkannte Berufe und Diplome. Wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen, wenn wir attraktiv sein wollen, müssen wir eine Ausbildung anbieten, die zu einem Titel mit einem bestimmten Wert führt. Es gilt, konzeptionelle Phasen zu durchlaufen und dabei das Gleichgewicht zwischen Praxis und Theorie zu halten.

Mit der Durchlässigkeit im schweizerischen Bildungssystem öffnet der eidgenössische Fachausweis den Instruktorinnen und Instruktoren weitere Türen …

Die Mehrheit unserer Teilnehmenden hat ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis. Mit dem Eidgenössischen Fachausweis können sie eine Fachhochschule oder eine Universität besuchen. Das ist eine echte Chance. Deshalb haben wir die Verantwortung, den Fachausweis nur denjenigen zu übergeben, die die Anforderungen erfüllen.

Zumal es ein Zertifikat als Erwachsenbildner beinhaltet ...

Das ist auch eine Neuerung. Alle Inhaberinnen und Inhaber verfügen über ein Zertifikat des SVEB (Schweizerischer Verband für Weiterbildung), auch die nebenamtlichen Instruktorinnen und Instruktoren. Das ist ein grosser Fortschritt. Meinen entsprechenden Antrag haben die Kantone angenommen. Und es ist ein Gewinn für die Teilnehmenden. Das Zertifikat kann dann zum eidgenössischen Fachausweis Ausbilder/in führen.

Quelle: La Libérte, 26. August 2019

(Übersetzung BABS)


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