Jahresrapport 2025 der kantonalen Kulturgüterschutzverantwortlichen
Anfang Mai fand in Bellinzona der jährliche Rapport der kantonalen Kulturgüterschutzverantwortlichen statt. Neben Einblicken in die Organisation des Kulturgüterschutzes im gastgebenden Kanton Tessin erhielten die Kantone auch Informationen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) über aktuelle Entwicklungen auf Bundesebene.
Ein Grossteil der Veranstaltung war für Workshops reserviert. In Gruppen und anschliessend im Plenum wurden drei aktuelle Themen intensiv diskutiert: Status quo und Organisation bezüglich der Erstellung sogenannter Sicherstellungsdokumentationen, die Organisation der Ausbildung von Angehörigen des Zivilschutzes im Bereich Kulturgüterschutz sowie das Thema des Kulturgüterschutzes im bewaffneten Konflikt.
Die anwesenden KGS-Verantwortlichen haben im Rahmen der Diskussionen folgende mögliche Ansatzpunkte identifiziert, die – sofern umsetzbar und im Rahmen laufender oder anstehender Geschäfte – durch das BABS weiterverfolgt werden sollen.
Sicherstellungsdokumentationen (SSD)
Für den effizienten Einsatz finanzieller Mittel bräuchte es eine übergeordnete Strategie zur Erstellung und Pflege von Sicherstellungsdokumentationen. Diese sollte eine langfristige Archivierungsstrategie beinhalten, die über die Mikrofilmarchivierung hinaus digitale Lösungen wie einen nationalen «Digitalen Bergungsort» integriert.
Ausbildung von Zivilschutzangehörigen im Bereich Kulturgüterschutz
Die Ausbildung im Kulturgüterschutz wird durch kantonal unterschiedliche Strukturen, Personalengpässe und die uneinheitliche Praxis der Arbeitgebenden hinsichtlich der Freistellung von Zivilschutzangehörigen herausgefordert. Verbesserungen wären durch einheitliche Grundlagen, verstärkte Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure, attraktivere Ausbildungsformate und Anreize wie Ausbildungszertifikate möglich.
Kulturgüterschutz im bewaffneten Konflikt
Für die Gefährdungslage «Bewaffneter Konflikt» fehlen bislang das nötige Bewusstsein sowie die definierte und erprobte Vorbereitung. Dies könnte mit nationalen Sensibilisierungskampagnen, der sofortigen Beschilderung der A-Objekte, einer vertieften zivil-militärischen Zusammenarbeit (z. B. durch Kenntnis des Abwehrdispositivs inkl. taktischer Geländebeurteilung) sowie mit dem Aufbau von nationalen Bergungsorten zur Evakuierung und sicheren Einlagerung von mobilen Kulturgütern verbessert werden.
Die rege Beteiligung zeigte einmal mehr, wie zentral der Austausch zwischen den zahlreichen Akteurinnen und Akteuren des Kulturgüterschutzes in der Schweiz ist. Nur so können kantonale Unterschiede berücksichtigt und zugleich gezielt «Best Practices» identifiziert werden. Auf Bundesebene ist die umfassende Kenntnis der kantonalen Vielfalt, der bewährten Methoden und wichtigsten Anliegen eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Wahrnehmung koordinativer Aufgaben. Dabei kann das BABS auf das Wissen und die fundierten Ansichten diverser Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Bereichen Zivilschutz, Armee, Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Archäologie, Konservierung-Restaurierung und Kultur bauen, um gemeinsam den Kulturgüterschutz weiterzuentwickeln und damit auch auf aktuelle Herausforderungen vorzubereiten.
Ein besonderer Dank gilt Staatsrat Claudio Zali, dem Direktor des Dipartimento del territorio des Kantons Tessin, Endrio Ruggiero, dem Chef des Ufficio dei beni culturali, sowie Katja Bigger, der Kulturgüterschutzverantwortlichen des Kantons Tessin, und ihrem Team für die zuvorkommende Gastfreundschaft und die hervorragende Organisation der Veranstaltung.
Links
Interview mit Dr. Michaela Schärer, Direktorin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz BABS zum 70. Jubiläum des Haager Abkommens für den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten




