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«Wir sind praktisch zu einem Seminarhotel des VBS geworden»

Mit der Pensionierung von Urs Schneiter, Chef des Geschäftsbereichs Ausbildung, endete diesen Sommer am Ausbildungszentrum Schwarzenburg EAZS eine Ära. Im Interview zieht er nochmals Bilanz.

31.08.2022 | Kommunikation BABS

Zum Einstieg: wie kamen Sie ursprünglich zum Bevölkerungsschutz und weshalb sind Sie diesem bis zum Tag Ihrer Pensionierung treu geblieben?

Ich war zuvor zehn Jahre Schulleiter und Lehrer und wollte mich dann beruflich weiterentwickeln. Ich begann dann zu suchen und wurde auf ein Inserat des Bundesamtes für Zivilschutz, Vorgänger des BABS, aufmerksam. Dieses hatte mit Erwachsenenbildung zu tun und ich habe mich darauf beworben. So machte ich dann ab 1992 meine Ausbildung zum Zivilschutzinstruktor. Ich hatte ab dann eigentlich immer gute Chefs und erhielt immer wieder aufs Neue die Möglichkeit, innerhalb des Amtes beruflich den nächsten Schritt zu machen und neue spannende Aufgaben zu übernehmen. 2010 gipfelte diese Entwicklung letztlich darin, dass ich zum Chef des Geschäftsbereichs Ausbildung befördert wurde. Ich hegte schon sehr früh den Gedanken, dass es schön wäre, eines Tages Chef dieses Geschäftsbereichs zu werden. Ich durfte somit von der untersten bis zur obersten alle Stufen dieses Geschäftsbereichs durchlaufen und bin auch deshalb diesem 30 Jahre lang treu geblieben.

Seitdem Sie 2010 Chef des Geschäftsbereichs Ausbildung wurden; hat sich Ihre Aufgabe stark gewandelt oder ist heute fast alles immer noch gleich wie damals?

Viel hat sich seither verändert! So hat sich die Ausbildung selbst erheblich weiterentwickelt. Wir sind davon weggekommen, nur reine Zivilschutzausbildungen durchzuführen und haben stattdessen begonnen, eine breitere Palette von Ausbildungen im Bereich Bevölkerungsschutz anzubieten. Ich selber habe unter anderem das Kompetenzcenter Polycom mitinitiiert. Gerade im Bereich Polycom haben wir auch aufgrund immer neuer technischer Anpassungen hier im Ausbildungszentrum Schwarzenburg bis zu 130 Kurse pro Woche durchgeführt.
Grundsätzlich habe ich immer versucht, das Eidgenössische Ausbildungszentrum Schwarzenburg EAZS wie ein KMU zu führen, welches in der Lage ist, sich auf die stetigen Veränderungen im Bereich Ausbildung Bevölkerungsschutz einzustellen und entsprechende Ausbildungsangebote bereitzustellen.

Wie hat sich der Bereich Ausbildung Bevölkerungsschutz auf Stufe Bund weiter verändert?

Neben den vielen technischen Entwicklungen hat sich insbesondere der Charakter der Ausbildung hier in Schwarzenburg gewandelt. Zu meiner Anfangszeit wurden die Zivilschutzkader noch per Marschbefehl hierher befohlen, relativ analog zum Militär. Heute sehen wir die Auszubildenden als Kunden, dessen Bedürfnisse wir bei der Gestaltung unseres Angebots priorisieren. Wir haben ja auch nicht mehr nur Zivilschützer die zu uns kommen, sondern Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen des Bevölkerungsschutzes, wie beispielsweise von der Polizei. Diese würde ihre Mitarbeitenden kaum Jahr für Jahr für Ausbildungslehrgänge nach Schwarzenburg beordern, wenn diese danach nicht mit einem Mehrwert an Kenntnissen und Fähigkeiten zur Ereignisbewältigung in ihren Dienst-Alltag zurückkehren würden. Wir evaluieren zu diesem Zweck auch regelmässig die Zufriedenheit der Kursteilnehmenden.

Urs Schneiter an einem seiner letzten Tage im Büro.

Wie hat sich der Standort des Ausbildungszentrums in Schwarzenburg im Verlaufe Ihrer Karriere verändert, gibt es so etwas wie Meilensteine oder gar Zeitenwenden in dessen Entwicklung?

Mit der Ausbildung hat sich hier auch die Umgebung verändert. Als dieser Standort 1985 eröffnet wurde, glich dieser eher einer Kaserne. Heute, mit der zunehmenden Dienstleistungsorientierung, sind wir praktisch zu einem Seminarhotel des VBS geworden. 1995 wurde die Anlage baulich ein erstes Mal erweitert. Ab 2016 konnten wir dann alle Mitarbeitenden von unserem Geschäftsbereich räumlich zusammenführen und diese waren nicht mehr wie zuvor auf zwei Standorte aufgeteilt, was vieles vereinfacht hat. Jetzt steht die nächste Bauetappe an, aber das kann jetzt mein Nachfolger an die Hand nehmen!

Welches sind in Ihren Augen die wesentlichsten Errungenschaften, die Sie in Ihrer Tätigkeit für das BABS persönlich mit zu verantworten haben, worauf können Sie mit einem gewissen Stolz zurückblicken?

Neben der Entwicklung des Standorts Schwarzenburg sicher auch die Vereinheitlichung und Strukturierung der Ausbildung Zivilschutz in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen.

Etwas provokant gefragt: hinterlassen Sie auch Baustellen oder ist für Ihr Nachfolger bereits alles bestens aufgegleist?

Es wäre nicht schlau zu behaupten, dass alles schon abgeschlossen sei. Die Ausbildung entwickelt sich fortwährend weiter, was ein ständiges Anpassen und Verändern auch von unserer Seite her erfordert. Gerade im Bereich der Digitalisierung gibt es beispielsweise bereits jetzt schon reichlich Luft nach oben, was das Ausschöpfen der bereits vorhandenen Möglichkeiten angeht. Und natürlich sind da noch die anstehenden Bauarbeiten für die Erweiterung des EAZS.

Werden Sie dem EAZS auch noch nach Ihrer Pensionierung verbunden bleiben oder ziehen Sie jetzt den Schlussstrich?

Ich werde nach dreissig Jahren Wirken und derart vielen schönen Erinnerungen dem EAZS sicher nicht auf Nimmerwiedersehen sagen. Selbstverständlich werde ich immer wieder hier in Schwarzenburg vorbeischauen und mit grossem Interesse dessen künftigen Entwicklungen im Auge behalten. Aber dreinreden werde ich niemandem mehr. Jetzt sind die Jüngeren am Ruder.

Was steht für Sie selbst nach der Pensionierung an?

Ich habe mich gut darauf vorbereitet, auch mit Fokus auf mein Privatleben. Aber; ich habe neulich auch die Lastwagenprüfung bestanden und möchte künftig als Lastwagenchauffeur arbeiten. Wie viel, ist noch offen. Zudem bin ich seit meiner Studienzeit ausgebildeter Kassierer der BLS-Schifffahrt auf dem Thunersee. Auch dieser Tätigkeit werde ich wieder vermehrt nachgehen.

 

Interview: Jonas Hoehn, Kommunikation BABS


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