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Alle halfen mit – denn es musste schnell gehen

Der Regionalen Zivilschutzorganisation Toggenburg ist es gelungen, innert nur drei Tagen ein leerstehendes, unmöbliertes und technisch veraltetes Gebäude instand zu setzen und als Durchgangszentrum für ankommende Geflüchtete aus der Ukraine in Betrieb zu nehmen. Dabei erwiesen sich auch das lokale Beziehungsnetz der Zivilschutzangehörigen und Übersetzungs-Apps als äusserst hilfreich.

15.06.2022 | Kommunikation BABS

Hygienebags werden vorbereitet (Foto: Pascal Walther)

Viele Aufgaben, viel Unterstützung, aber sehr wenig Zeit

An einem Wochenende im März 2022 erhielt die Regionale Zivilschutzorganisation (RZSO) Toggenburg den Auftrag vom Kanton St. Gallen, innert fünf Tagen die Unterbringung von 120 Geflüchteten aus der Ukraine im ehemaligen Altersheim Rosenau zu organisieren. Am darauffolgenden Montag wurden die Aufgaben am Kaderrapport der RSZO Toggenburg verteilt. Ab dann spielte das Netzwerk der einzelnen Zivilschutzangehörigen. Gemeinsam konnten regionale Handwerker gewonnen werden, welche ihre reguläre Arbeit beiseitelegten, um die Zivilschutzorganisation tatkräftig zu unterstützen. Insgesamt 24 Handwerksbetriebe waren innert 48 Stunden vor Ort und während zwei Tages- und Nachteinsätzen mit der umfassenden Instandstellung des Gebäudes beschäftigt.

Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, innert den geforderten drei Tagen das gesamte Gebäude für die ankommenden Geflüchteten bereitzustellen. Nebst Liftsanierungen, Heizungswartung, Stromkontrolle, Einbau von WLAN etc. musste der Betrieb des Durchgangzentrums organisiert werden, was die Klärung vielerlei Fragen voraussetzte. Wie soll die Reinigung organisiert werden, wie die Verpflegung? Wo kann die Bettwäsche gewaschen werden? Welche Daten müssen beim Eintritt erfasst werden? Wie viele Personen können in welchem Zimmer untergebracht werden? Wie können die ukrainischen Geflüchteten medizinisch versorgt werden? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigte sich das Kader der RZSO Toggenburg schon ab den ersten Stunden ihres kurzfristig einberufenen Einsatzes. Nebst den Handwerksbetrieben wurden die Zivilschützer auch von der Feuerwehr unterstützt und im Bereich Brandschutz beraten.

Einsatz in verschiedener Hinsicht herausfordernd

Der Zeitdruck war riesig. Durch das geforderte Tempo waren Sofortmassnahmen notwendig, welche Mehrkosten verursachten. So wäre es bei einem grösseren Zeitfenster beispielsweise möglich gewesen, mehr mit Spenden aus der Bevölkerung zu arbeiten anstatt das kurzfristig benötigte Material einkaufen zu müssen.

Beim Eintrittsgespräch mit einem Geflüchteten (Foto: Pascal Walther)

Die Zivilschutzangehörigen wurden zudem auch bei der Betreuung der Geflüchteten mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: So hatten die Verantwortlichen vorwiegend jüngere Frauen mit Kindern erwartet, doch es kamen auch einige junge, gesunde Männer, was teilweise zu Unverständnis bei den allein reisenden Müttern führte. Ebenfalls hatte man überwiegend gesunde Personen erwartet, es kamen jedoch auch bettlägerige oder gehbeeinträchtige Personen. Auch Krebs- und Herzkranke sowie schwer traumatisierte Menschen waren unter den Geflüchteten. Mehrmals musste aufgrund von Notfällen der Rettungsdienst gerufen werden.

Ankunft neuer Bewohnerinnen (Foto: Pascal Walther)

Knacknuss Sprache – Übersetzungs-App musste her

Viele der Geflüchteten aus der Ukraine konnten sich kaum auf Englisch verständigen. Schnell wurde im Freundes- und Bekanntenkreis der Zivilschutzangehörigen nach freiwilligen Dolmetschern und Dolmetscherinnen gesucht und eine stattliche Anzahl an geeigneten Übersetzerinnen und Übersetzer konnte so tatsächlich gefunden werden. Dennoch reichte das nicht, um während des gesamten Tages jemand mit den gewünschten Sprachkenntnissen vor Ort zu haben. So mussten, wenn keine Dolmetscher anwesend waren, Geflüchtete mit guten Sprachkenntnissen als Übersetzerinnen für ihre Mitbewohnerinnen einspringen. Kürzere Unterhaltungen zwischen den Zivilschutzangehörigen und Geflüchteten wurden jedoch häufig mit verschiedenen Übersetzungs-Apps abgehalten. Besonders die Sprach-App Yandex Translate leistete für das Übersetzen ins Ukrainische oder Russische gute Dienste. Durch Einsprechen des Textes konnte das Übersetzte vom Gegenüber gelesen oder gar abgehört werden. Nicht jedes Wort wurde dabei korrekt übersetzt. Die Grundbotschaften konnten aber meistens übermittelt werden. Für eine afghanische Familie, welche ebenfalls aus der Ukraine geflüchtet war, kam zusätzlich der Google-Translator mit der Sprache „Paschtu“ in den Einsatz. Für die Übersetzungsfunktionen mussten die entsprechenden Tastaturen auf dem Handy installiert werden.

Kommunikation dank Sprach-App (Foto: Pascal Walther)

Am 29. April 2022 konnte die RZSO Toggenburg dann die Gesamtleitung und den gut funktionierenden Betrieb des Durchgangzentrums Rosenau an die Trägerschaft Integrationsprojekte St. Gallen „TISG“ übergeben. Während des Betriebs des Zentrum Rosenau in Kirchberg musste die RZSO Toggenburg parallel dazu auch noch im Auftrag des Kantons für das Staatssekretariat für Migration SEM eine Zivilschutzanlage als „Überlaufgefäss“ für den Fall eines Massenandrangs von Geflüchteten hochfahren. Auch diese Anlage ist nach wie vor bezugsbereit.

Für den 81-tägigen Einsatz wurden 808 Diensttage von 136 Zivilschützern im Zwei- und Dreischichtbetrieb geleistet. Die Diensttage wurden nicht während des regulären WKs absolviert. Es wurden alle zum Einsatz aufgeboten. Sämtliche Zivilschützer waren mindestens vier Tage am Stück im Einsatz.


Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit der RZSO Toggenburg


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