Rückblick
Am 01.01.2023 wurde der Koordinierte Sanitätsdienst (KSD) von der Gruppe Verteidigung ins Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) übernommen. Die Aufgaben des KSD werden neu durch den Geschäftsbereich Nationale Alarmzentrale und Ereignisbewältigung (NEOC) sichergestellt. Das Kompetenzzentrum Militär- und Katastrophenmedizin (MKM) richtet seine Ausbildung und Forschung auf militärisches Personal aus und ist mit den Ressourcen in der Gruppe Verteidigung verblieben. Am 03.07.2023 hat der Beauftragte für den KSD, Dr. med. Tenzin Lamdark, die Arbeit aufgenommen. Neben der Stabilisierung der Leistungserbringung ist die Neuausrichtung des KSD in Richtung einer Nationalen Koordination Katastrophenmedizin zurzeit seine Hauptaufgabe. Am 01.02.2024 konnte nach längerer Vakanz die Stelle der Leiterin Geschäftsstelle KSD mit Frau Patricia Fuhrer neu besetzt werden. Die Besonderheit bleibt die Grundlage, dass das Gesundheitswesen in Verantwortung der Kantone bzw. des Fürstentums Lichtenstein bleibt.

Auftrag des KSD:
Gemäss der bestehenden Verordnung ist die Aufgabe des KSD die bestmögliche sanitätsdienstliche Versorgung aller Patienten in allen Lagen sicherzustellen. Dies betrifft Fälle in denen die vorhandenen Ressourcen für die Anzahl Patienten nicht ausreichen (Massenanfall von Verletzten), oder die Art des Problems die bestehenden Fähigkeiten überfordert, wie Ereignisse mit Gewalt (Terroranschläge, bewaffnete Konflikte) oder speziellen Fragestellungen (Schwerverbrannte, radioaktive, biologische oder chemische Kampfstoffe).

Nachfolgende vorbestehenden Leistungen des KSD wurden erfasst und werden weitergeführt:

- Ausbildung und Zertifizierung im Bereich Sanitätsdienstliche Führung im Grossereignis für leitende Notärzte und Einsatzleiter Sanität (SFG-P, CEFOCA Cours CSAM).
- Durchführung des Fachausbildungskurs Führung Grossereignis in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Koordination Schweiz (FKS).
- Steuerung und Zertifizierung des Nationalen Netzwerks für Psychologische Nothilfe (NNPN).
- Betrieb des IES-KSD (Informations- und Einsatz-System) und Entwicklung des Nachfolgesystems IES-NG (New Generation)

Folgende Leistungen werden bis zum Abschluss der Arbeiten zur Neuausrichtung KSD fortgeführt und im Anschluss erneut beurteilt:
- Betrieb der geschützten Spitäler mit Sonderstatus KSD.
- Koordination im Bereich der Dekontaminationsspitäler inklusive der Bereitstellung der Antidota durch die Armeeapotheke.

Folgende Projekte sind 2024 in Bearbeitung:
- Konzeptentwicklung für den prähospitalen und hospitalen Bereich der Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten MANV.
- Aufstellen der neuen Organe Begleitgremium KSD und Koordinationsgremium KSD zum Einbezug der KSD-Partner. Diese Zusammensetzung entspricht dem Vorschlag des SVS-Berichts, wurde aber um weitere KSD-Schlüsselpartner ergänzt. Die Struktur wird in einer ersten Anpassung der Verordnung KSD rechtlich abgebildet.
- Erstellung eines Berichts an den Bundesrat über die Nationale Koordination Katastrophenmedizin. Dieser wird die Strategieentwicklung begleiten und im Austausch mit den KSD-Partnern im Begleitgremium und Koordinationsgremium KSD erarbeitet. Er wird die bestehenden Fähigkeiten erfassen und im Vergleich mit dem Konzept der neuen Nationalen Koordination Katastrophenmedizin einen priorisierten Aktionsplan auf Basis eines Massnahmenkatalogs erstellen.
- Erstellung eines Grobkonzepts für die sanitätsdienstlichen Schutzanlagen auf Basis der Arbeiten zur Strategie Nationale Koordination Katastrophenmedizin. Dieses Konzept wird die Grundlage für die weiteren Arbeiten im Geschäftsbereich Zivilschutz des BABS bilden.
- Aufbau einer Nationalen Koordination Bildungslandschaft Katastrophenmedizin mit den KSD-Partnern.

Ereignisbewältigung:
Ein Ereignis nationaler Bedeutung kann nur im Verbund mit den KSD-Partnern bewältigt werden. Dabei sind auch die Arbeiten im Rahmen der Entwicklung Krisenmanagement Bund zu berücksichtigen. Für eine Pandemie wäre das führende Amt zum Beispiel das BAG. Die Koordination erfolgt durch die NAZ, ergänzt um einen neu aufzustellenden Fachstab Sanitätsdienst mit den notwendigen fachlichen Kompetenzen. Die SANKO wird nicht weitergeführt. Es erfolgt auch eine weitere Klärung der Rollen der KSD-Partner (Bundesämter, Kantone / Fürstentum Lichtenstein, Institutionen und Organisationen) in der Vorsorge und Planung, sowie Bewältigung eines Ereignisses. Dabei fokussiert der KSD seine Rolle auf eine Nationale Koordination Katastrophenmedizin. Die grösste Wirkung wird im Bereich der Vorsorge und Planung erzielt. Es sollen pragmatische und umsetzbare Lösungen, die auf bestehenden und bereits im Alltag benutzten Prozessen oder Strukturen basieren genutzt werden.

Ausblick
Folgende weitere Projekte sind – unter der Berücksichtigung der zu entwickelnden Strategie und den politischen Entscheiden – später vorgesehen:
- Erstellung von Konzepten / Anpassungen auf Basis der Konzepte MANV prähospital / hospital für weitere Fragestellungen wie Terror, Katastrophe (Erdbeben, technische Katastrophe) und hohem Anfall von schwerverbrannten Patienten.
- Überarbeitung der Leitlinien des NNPN (Letzte Überarbeitung 2013).
- Entwicklung eines neuen Konzepts Dekontamination einer grossen Anzahl von Betroffenen mit Einbezug der Dekontaminationsspitäler und mobilen Mitteln der KSD-Partner durch die Geschäftsstelle ABC-Schutz des NEOC.
- Erarbeitung weiterer Mittel und Konzepte zur Bewältigung eines Ereignisses wie Katastrophenmedizin Teams (angelehnt an die Emergency Medical Teams der WHO) für einen Einsatz im Landesinneren / dem Fürstentum Lichtenstein, Bereitstellung der Fähigkeit zum Transport von vielen Patienten über längere Distanzen.
- Verbesserung der Resilienz der Bevölkerung (Verhalten in Katastrophen, Gewaltlagen, Erste Hilfe bei akuten Blutungen).
- Verbesserung der Fähigkeiten der KSD-Partner in der Bewältigung von Ereignissen (Bildung, Vorsorge, Planung, Führung, Zusammenarbeit im Einsatz, Grundlagen für Übungen)
- Klärung der zivilmilitärischen Zusammenarbeit insbesondere im Fall eines bewaffneten Konflikts.

Neuausrichtung Koordinierter Sanitätsdienst (KSD)